Mit der Einführung eines Cannabis-Gesetzes in Deutschland (CanG) eröffnet sich die Möglichkeit des Eigenanbaus von Cannabis. Das bedeutet konkret, dass jede volljährige Person bis zu drei Cannabispflanzen gleichzeitig anbauen darf. In einem Haushalt mit drei volljährigen Personen wären somit bis zu neun Pflanzen erlaubt. Es ist jedoch wichtig, dass Cannabis und Vermehrungsmaterial durch geeignete Maßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen vor dem Zugriff durch Dritte, insbesondere Kinder und Jugendliche, geschützt werden.
Für viele Patienten und Freizeitkonsumenten ergibt sich daraus die Frage: Wie kann ich das Beste aus meiner Ernte herausholen, sowohl in Bezug auf Qualität als auch Quantität? In unserem Blogbeitrag möchten wir uns mit verschiedenen Strategien, Methoden und wichtigen Faktoren auseinandersetzen, die dabei helfen können, eine möglichst ertragreiche Ernte aus drei Cannabispflanzen zu erzielen.
Inhaltsverzeichnis
Aller Anfang ist Samen und Sorten
Das Ertragspotenzial unterschiedlicher Cannabis-Sorten kann erheblich variieren und hängt von einer Reihe von Faktoren ab, darunter Genetik, Anbaubedingungen, Pflege und Umwelteinflüsse. Während kommerzielle Sorten in der Regel bei sachgerechter Pflege hohe Erträge versprechen, erfordern speziellere Liebhabersorten oft deutlich mehr Aufmerksamkeit und Expertise, um vergleichbare Erntemengen zu erzielen. Außerdem sollte man darauf achten feminisierte Samen zu beziehen, da diese mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auch in einer weiblichen Pflanze resultieren.
Kommerzielle Cannabissorten sind auf hohe Effizienz, Produktivität und Konsistenz im Massenanbau ausgerichtet, mit Fokus auf hohem Ertrag, schnellem Wachstum und Robustheit gegenüber Umweltstress. Liebhaber-Sorten hingegen sind für anspruchsvollere Gärtner konzipiert und betonen Qualität über Quantität. Sie legen Wert auf einzigartige Aromen, Geschmacksprofile und spezifische Wirkungen, oft mit längeren Blütezeiten.
Die Qualität der Cannabissamen ist ein bestimmender Faktor für die Gesundheit der Pflanze während ihres gesamten Lebenszyklus. Leider macht sich diese Qualität häufig erst in den späteren Wachstumsphasen bemerkbar.
Für einen optimalen Start der Pflanzenentwicklung ist es daher wichtig, einige Aspekte bei der Auswahl der Samen und deren Keimung zu berücksichtigen. Generell haben dunklere Samen eine höhere Wahrscheinlichkeit, erfolgreich zu keimen, während hellgrüne oder weiße Samen tendenziell geringere Keimungsraten aufweisen.
Unabhängig von der gewählten Keimungsmethode, stellen wir im heutigen Beitrag ein paar allgemein bewährte Empfehlungen vor. Unter allen zu berücksichtigenden Faktoren ist die Temperatur eine der wichtigsten, da Samen eine ausreichend hohe Temperatur als Signal nutzen, um Feuchtigkeit aufzunehmen.
Unter einem Keimling versteht man die ersten sichtbaren Entwicklungen eines Samens, einschließlich seiner Verankerung im Substrat. Die Bezeichnung Spross hingegen bezieht sich auf die Teile einer jungen Pflanze, die oberirdisch wachsen. Der Übergang vom Spross zur Jungpflanze erfolgt fließend und geht mit der Bildung neuer Blätter einher. Ein Setzling ist ein Klon, der von einer voll entwickelten Mutterpflanze stammt und nicht aus einem Samen entsteht.
Grundlegende Empfehlungen für die Keimung und die ersten Wochen:
Aufrechterhaltung der idealen Temperatur zwischen 18 und 25°C
etwa innerhalb der Wohnung
feuchtes, aber nicht nasses Milieu
Substrat feucht halten, aber nicht nass
Schimmelbildung vermeiden
es empfiehlt sich sterile Anzuchterde
relative Luftfeuchte von 70 und 90%
mit Plastiktüte oder halbierter Plastikflasche ein Gewächshaus basteln
Keimung findet in Dunkelheit statt
etwa mit 1cm Anzuchterde überdecken
Minimierung des Handlings der empfindlichen Samen
um Schäden zu vermeiden und Entwicklungsprozess nicht zu beeinträchtigen
Jungpflanze benötigt dann viel Licht
an einem sehr hellem und sonnigen Ort in der Wohnung aufstellen
ph-Wert von 5,8 bis 6,2
um Nährstoffaufnahme zu gewährleisten
in den ersten zwei Wochen keine zusätzlichen Nährstoffe beigeben
auch hier empfiehlt sich nährstoffarme Anzuchterde
Lichtzyklus und Beleuchtung
Licht spielt eine zentrale Rolle im Wachstumsprozess von Pflanzen, da es den Schlüsselprozess der Photosynthese ermöglicht. Dieser Vorgang ist entscheidend, da die Photosyntese Licht in Kohlenhydrate - respektive Energie für die Pflanze - umwandelt, die für das Überleben und das gesunde Wachstum der Pflanze unerlässlich sind.
Phasen der Beleuchtung
Ähnlich wie alle lebenden Organismen durchläuft Cannabis verschiedene Wachstumsphasen, jede mit ihren eigenen Anforderungen und Bedürfnissen, zu beachten ist dabei auch, dass die verschiedenen Wachstumsphasen von Cannabis unterschiedliche Lichtspektren benötigen.
Die 5 Phasen
vegetative Phase
Keimling
Spross
Wachstumsphase
Jungpflanze
reproduktive Phase / Blütephase
Diese Phase bezieht sich auf den Zeitpunkt im Lebenszyklus der Pflanze, an dem sie Blütenstände entwickelt, die für die Fortpflanzung verantwortlich sind und auch die begehrten Cannabinoide enthalten.
Erntephase
Es ist wichtig zu beachten, dass die Ernte in der Blütephase erfolgt, dabei kann der genaue Zeitpunkt je nach den gewünschten Eigenschaften der Blüten variieren. Meist wird zu früh geerntet, also lieber länger als kürzer in der Blütephase belassen.
Lichtzyklen nach Entwicklungsphase
Zyklen und Spektren im Anbaubereich sollten den natürlichen Lichtverhältnissen nachempfunden sein, um Wachstum oder Blütenbildung zu fördern.
Vegetative Phase
18 bis 24 Stunden Licht pro Tag
Pflanzen benötigen während der Wachstumsphase Licht, mit hohem Blauanteil
Reproduktive Phase / Blütephase
12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit pro Tag
Während der Blütephase benötigen die Pflanzen Licht mit einem hohen Anteil im roten Spektrum
Erntephase
48 - 72 Stunden Dunkelheit
in den Tagphasen erzeugt die Plfanze durch die Photosynthese Kohlenhydrate (Energie) für die Nachtphase. Um die Pflanze zu zwingen möglichst alle Vorräte an Kohlenhydraten aufzubrauchen, empfiehlt sich eine verlängerte Dunkelphase von 48 bis 72 Stunden mit abschließender Ernte.
Gezielte Investition bei der Beleuchtung
Die Wahl der richtigen Beleuchtung spielt eine entscheidende Rolle im Eigenanbau. Hier sind einige Überlegungen:
Lichtspektrum:
Wie bereits erläutert, sollte auf Lampen mit anpassbaren Lichtspektren, die den verschiedenen Phasen des Pflanzenwachstums entsprechen, gesetzt werden. Auf den Anbau von Cannabis ausgelegte LED-Lampen bieten oft die geforderte Flexibilität, um zwischen kühlen und warmen Lichtspektren zu wechseln.
Intensität:
Es sollte eine ausreichende Lichtintensität gewährleistet sein, insbesondere während der Blütephase. Zu schwaches Licht kann zu geringer Blütenbildung führen. Eine Verbesserung der Lichtverteilung wird z.B. durch das Auskleiden des Anbaubereichs mit Spiegelfolie/weißer Farbe erreicht.
Energieeffizienz:
Das Investieren in energieeffiziente Beleuchtung, um den Stromverbrauch zu optimieren, ist hier sinnvoll. LED-Lampen sind bekannt für ihre Energieeffizienz und können die Gesamtkosten des Anbaus reduzieren.
Kühlung:
Sehr hochwertige Lampen sind heute oft mit Kühlrippen zur gesteuerten und gerichteten Wärmeabgabe versehen, diese Wärme muss dennoch mittels gezielter Belüftung abtransportiert werden.
Bewässerung
Selbst angebautes Cannabis zu pflegen erfordert nicht nur Leidenschaft, sondern auch das richtige Know-how in Bezug auf Bewässerung und Düngung. Die Art und Weise, wie wir unsere Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen versorgen, hat einen entscheidenden Einfluss auf ihren Wachstumszyklus, die Erträge und die Qualität der Ernte haben.
Bewässerung nach Anbaumethode
Der Anbau von Cannabis bietet eine faszinierende Vielfalt an Methoden, wobei die Wahl des Substrats eine entscheidende Rolle für das Pflanzenwachstum spielt. Der klassische Anbau in Erde ist für viele Hobbygärtner die erste Wahl, da er als natürlicher und benutzerfreundlicher gilt. Erde enthält natürliche Nährstoffe, fördert eine gesunde mikrobielle Umgebung und erleichtert die Kontrolle des Bewässerungsrhythmus.
Wählt man als Substrat hingegen Steinwolle, ermöglicht diese Methode eine präzise Kontrolle über Wasser, Nährstoffe und Sauerstoff, was zu schnellerem Pflanzenwachstum führen kann.
Der hydroponische Anbau verzichtet auf den Einsatz von Substrat. Die Wurzeln hängen frei in einem mit Nährstoffen angereicherten Wasserbad.
Die Luftwurzeltechnik geht noch einen Schritt weiter, indem sie vollständig auf Substrat und Wasser verzichtet. Stattdessen werden die Wurzeln der Pflanzen mit Dampf bewässert und gedüngt. Dies bietet eine präzise Kontrolle über die Umgebungsfaktoren und reduziert das Risiko von Schädlingsbefall und Krankheiten.
Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile. Der Substratanbau ist für Anfänger zugänglicher, während die Hydrokultur und Luftwurzeltechnik schwieriger umzusetzen, jedoch eine höhere Kontrolle und größere Erträge ermöglichen.
Methoden
Eine sachgemäße Bewässerung, bei der Überwässerung vermieden wird, ist entscheidend. Die optimale Bewässerungsmethode variiert je nach individuellen Gegebenheiten und persönlichen Vorlieben.
Eine traditionelle Bewässerungsmethode wäre das manuelle Gießen, das allerdings ein Risiko für Überwässerung darstellt. Ein weiteres Verfahren ist die Tröpfchenbewässerung, die besonders im Cannabis-Anbau an Bedeutung gewonnen hat. Im Gegensatz zum gelegentlichen Gießen, versorgen Tropfsysteme die Pflanzen kontinuierlich mit kleinen Wassermengen. Diese Systeme, oft ausgestattet mit Timern und Reglern, ermöglichen eine bedarfsgerechte Bewässerung der Pflanzen. Rohrsysteme, die an Wassertanks angeschlossen sind, transportieren nährstoffreiches Wasser direkt zu den Pflanzen und sparen so Zeit und Mühe.
Düngemethode
Es wird grundlegend zwischen organischen und mineralischen Düngern unterschieden. Beide Methoden haben klare Vor- und Nachteile. Anfängern wird jedoch weitestgehend zur Verwendung von organischen Düngern geraten, da bei diesen die Gefahr einer Überdüngung deutlich geringer ist. Wird eine Pflanze überdüngt, überlebt sie meist nicht!
Beim organischen Anbau füttert man die Pflanzen indirekt mit Hilfe von Mikroorganismen. Diese sogenannten „effektiven Mikroorganismen“ (EM) befinden sich in der Erde und wandeln dann die organischen Dünger-Bestandteile in Nährstoffe um, die von der Pflanze verarbeitet werden können.
Beim mineralischen Anbau füttert man die Pflanzen direkt, ohne den Umweg über Mikroorganismen in der Erde. Mineralische Dünger enthalten demnach die Nährstoffe in einer Form, die von den Pflanzen auch sofort aufgenommen werden kann.
Ein weiterer Vorteil von mineralischem Dünger ist die Ermittlung der elektrischen Leitfähigkeit (EC-Wert oder Electrical Conductivity) des Wassers. Dünger oder Pflanzennährstoffe erhöhen in ihrer Funktion als Elektrolyte diesen Wert und verbessern den Fluss von Strom in der wässrigen Lösung. Kurz gesagt: je mehr Pflanzennährstoffe im Gießwasser, desto höher der EC-Wert
Wichitg ist hier die strikte Einhaltung der vom Hersteller empfohlenen Werte, um Überdüngung zu vermeiden.
Nährstoffbedarf
Um optimal zu gedeihen, hat die Cannabispflanze in ihren verschiedenen Wachstumsphasen einen unterschiedlichen Bedarf an einzelnen Nährstoffen und deren Mengen.
Zum Beispiel benötigt eine Jungpflanze deutlich weniger Nährstoffe als eine ausgewachsene Pflanze. Wie viel die Pflanze benötigt, ist aber noch nicht alles. Der Bedarf an bestimmten Nährstoffen ändert sich bei Cannabis je nach Lebensphase der Pflanze. Gerade bei den drei Makronährstoffen Stickstoff, Phosphor und Kalium ändert sich der Bedarf mit zunehmendem Wachstum der Pflanze.
Am wichtigsten ist hier der Unterschied zwischen der Wachstumsphase und der Blütephase. Beispielsweise hat Cannabis, wenn die Pflanzen im Wachstum alles Grüne wie die Blätter und den Stiel ausbilden, einen hohen Bedarf an Stickstoff. Dieses Element wird nämlich für das Zellwachstum der Pflanzen benötigt.
In der Blüte dagegen hört die Pflanze zu wachsen auf und konzentriert sich nun vollends auf die Ausbildung der Wirkstoffe. Dann ändert sich auch der Nährstoffbedarf. Stickstoff wird dann kaum noch benötigt, jedoch besteht dann ein höherer Bedarf an Phosphor und Kalium. Magnesium wird nun als Baustein für die Zellwände verwendet. Calcium hingegen ist für deren Stabilität verantwortlich.
Luftzirkulation und Temperaturkontrolle
Um eine optimale Luftverteilung im Anbauraum zu gewährleisten und Luftstauungen zwischen Pflanzen und Blättern zu vermeiden, ist es entscheidend, für eine effektive Luftzirkulation zu sorgen, was durch den Einsatz eines oder mehrerer Ventilatoren erreicht werden kann. Hierbei fördert ein effizientes Belüftungssystem nicht nur den Gasaustausch, sondern minimiert auch das Risiko von Schimmelbildung. Zusätzlich erreicht eine kontinuierliche Luftbewegung das gesunde Wachstum von kräftigen Stängeln und Zweigen. Dies ist besonders in der späten Blütephase von Bedeutung, um das Gewicht der Blütenstände tragen zu können.
Auch die Temperatur hat einen direkten Einfluss auf das Wachstum und die Cannabinoidproduktion. Mit steigender Temperatur erhöht sich die Stoffwechselrate, was den Photosyntheseprozess beschleunigt. Dies wirkt sich positiv auf die CO2-Aufnahme aus, ein Schlüssel für die Produktion von Kohlenhydraten und Cannabinoiden. Die feine Abstimmung von Temperatur und CO2 ist entscheidend für maximale Erträge und Qualität der Ernte.
Optimale Belüftung
Durch die natürliche Transpiration der Pflanzen und die Wärme von Anbaulampen steigt die Luftfeuchtigkeit im Anbaubereich an. Ein effektives Belüftungssystem, einschließlich Abluft und Ventilatoren, ist notwendig, um verbrauchte, warme Luft abzuleiten und frische Luft zuzuführen. Dies verhindert eine zu heiße und feuchte Umgebung, die Krankheiten begünstigen kann. Der Luftaustausch sollte in regelmäßigen Intervallen erfolgen, wobei die Auswahl eines geeigneten Abluftsystems vom Raumvolumen abhängt. Die Integration eines Aktivkohlefilters kann Gerüche neutralisieren, und die Positionierung der Abluftventilatoren ist entscheidend (unten Zuluft, oben Abluft) für die effektive Luftzirkulation. Thermo- und Hygrometer können dabei helfen, Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu überwachen.
Raumvolumen: 2m³
Luftdurchsatz des Lüfters: 1m³/min
Luftaustausch pro Minute: Raumvolumen / Luftdurchsatz des Lüfters
Luftaustausch pro Minute: 2m³ / 1m³/min = 2 min
In diesem Beispiel würde die Luft im Raum etwa alle 2 Minute vollständig ausgetauscht.
Pflege und Überwachung
Zur richtigen Pflege gehört die regelmäßige Überwachung auf Anzeichen von Krankheiten oder Schädlingen. Bei Bedarf sollten die Pflanzen getrimmt werden, um sie während ihres Wachstumsprozesses optimal zu unterstützen. Jedoch kann man wie bei allen Dingen auch das Pflegen übertreiben und so mehr Schaden als Gutes tun.
Beschnitt
Für die Maximierung des Ertrags ist das Beschneiden der Pflanzen unerlässlich. Wer Cannabis toppen möchte, schneidet den Hauptstängel einer Cannabispflanze ab, um sie zu einem buschigeren Wachstum zu zwingen. Der Unterschied zwischen Topping und Fimming ist lediglich die Stelle, an der man die Pflanze abschneidet. Beim Fimming setzt man den Schnitt über einem Knoten, also durch die neu entstandenen Blätter, beim Topping schneidet man zwischen den Knoten. Beim Topping entstehen an der Schnittstelle vielleicht zwei neue Triebe, während beim Fimming 3-8 neue Triebe entstehen können.
Beim Pruning oder Entlauben werden schwache, abgestorbene und welke Cannabisblätter und -zweige entfernt, damit die Pflanze ihre Energie auf die Produktion von Knospen in anderen Bereichen konzentrieren kann.
Nützlicher und schädlicher Stress
Die Cannabis-Pflanze zeichnet sich durch ihre Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Umgebungen aus. Gezielte Eingriffe in den Wachstumszyklus können sogenannten nützlichen Stress (Low-Stress) auslösen und die Erntequalität verbessern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht jede Form von Stress als förderlich angesehen werden kann. Im Weiteren werden sowohl positive als auch negative Stressfaktoren (High-Stress) für Cannabispflanzen näher erläutert.
Nützlicher Stress:
Training und Beschneidung: Gezieltes Beschneiden und Training, wie das Abbinden, Biegen und Fixieren der Äste, um eine flache und gleichmäßige Pflanzenstruktur zu schaffen, was wiederum die Lichtverteilung verbessert.
Temperaturschwankungen: Moderate Temperaturschwankungen können die Produktion von Cannabinoiden und Terpenen fördern, was die Potenz und den Geschmack verbessert.
Lichtstress: Kontrollierter Lichtstress, wie z.B. durch UV-Licht, kann die Produktion von Cannabinoiden und Terpenen steigern.
Schädlicher Stress:
Wasserstress – Mangel: Ein Mangel an Wasser führt zu Einbußen beim Wachstum, welkenden Blättern und kann letztendlich zum Absterben der Pflanzen führen.
Wasserstress – Überschuss: Zu viel Wasser im Substrat stört die Nährstoffaufnahme, hemmt das Wachstum, verursacht Wurzelschäden und erhöht die Anfälligkeit für Krankheiten.
Nährstoffungleichgewicht: Ein Mangel oder Überschuss an Nährstoffen kann zu verschiedenen Problemen führen, einschließlich schlechtem Wachstum, Verfärbungen der Blätter und Gesundheitsproblemen.
Ungünstige Umweltbedingungen: Extreme Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit oder starke Windböen können schädlichen Stress verursachen und das Pflanzenwachstum beeinträchtigen.
Schädlinge und Krankheiten: Der Befall von Schädlingen oder Krankheiten stellt einen erheblichen Stressfaktor dar und kann zu erheblichen Ertragsverlusten führen.
Wurzelstress: Die Wurzeln einer Pflanze sind ihr lebenswichtiges Fundament. Ohne ein gesundes Wurzelsystem können die Pflanzen weder ein robustes vegetatives Wachstum noch eine gesunde Blüte entwickeln. Daher ist die Pflege des Wurzelsystems von äußerster Bedeutung, und es ist besonders wichtig, den Stress für diesen essentiellen Teil der Pflanze zu Beginn des Wachstumszyklus zu minimieren.
Die wichtigsten Faktoren zur Vermeidung von Wurzelstress sind:
Sauerstoff
Die richtige Temperatur
Ausreichend Wasser und Nährstoffe
Richtige Behältergröße
Überwachung
Die Pflege von Cannabispflanzen erfordert eine aufmerksame Hand und regelmäßige Überwachung auf Anzeichen von Krankheiten oder Schädlingen. Sowohl die Liste der möglichen Krankheiten, als auch die der möglichen Schädlinge lassen sich schier endlos führen.
Häufige Krankheiten und Schädlinge
Um gegen Krankheitserreger wie Pilze, Bakterien und Viren frühzeitig gewappnet zu sein und ihnen gleich am Anfang vorzubeugen, ist es wichtig, sich mit deren Symptomatik auszukennen. Fehlbehandlungen aufgrund von falschen Diagnosen und Verwechslungen machen den Schaden oft noch größer. Die folgenden Krankheiten sind in der Regel am weitesten verbreitet.
Fusarien
Rostfleckenkrankheit
Blattseptoria (Blattdürre)
Echter Mehltau (Erysiphe Graminis)
Falscher Mehltau
Überdüngung / Übersalzung
Blüten-/ Knospenfäule (Botrytis)
Wurzelfäule (Phytium)
Verticillium-Welke
Tabak-Mosaik-Virus (TMV)
Latenter Hopfen-Virus (HLV)
Die nachstehend aufgeführten Schädlinge, die sowohl in Innenräumen als auch im Freien vorkommen, sind die am häufigsten auftretenden. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung dieser Schädlinge kann dazu führen, dass deine Cannabispflanzen nur minimale oder gar keine Schäden erleiden. Werden sie jedoch über längere Zeit nicht bemerkt, können sie für deine Pflanzen tödlich sein.
Blattläuse
Trauermücken
Minierer (Larven aller Ungeziefer)
Wollläuse
Spinnmilben
Thirpse
Weisse Fliegen
Ameisen
Breitmilben
Warum ist der pH-Wert beim Anbau von Cannabis wichtig?
Der pH-Wert, ein Maß für Säure oder Alkalität und spielt eine entscheidende Rolle im Wachstum von Cannabispflanzen. Die Skala reicht von 1 bis 14, wobei 7 neutral ist. Ein pH-Wert unter 7 zeigt Säure (wie bei Essig), über 7 Alkalität (z.B., Seifen). Für Cannabispflanzen ist ein leicht saurer bis neutraler pH-Bereich ideal.
Während der Keimung und des vegetativen Wachstums bevorzugen Pflanzen einen pH-Wert zwischen 5,5 und 6,5. In der Blütephase kann der pH-Wert leicht in Richtung neutral (6,0 bis 7,0) verschoben werden. Regelmäßige Überwachung und Anpassung des pH-Werts sind entscheidend, da Abweichungen zu Problemen bei der Nährstoffaufnahme führen, die das Wachstum und die Entwicklung der Pflanze stark beeinträchtigen können. Der pH-Wert beeinflusst die Verfügbarkeit von Nährstoffen im Boden, da er den chemischen Zustand der Bodenlösung lenkt und somit die Absorption von Nährstoffen durch die Pflanzen beeinflusst, die zu Mangelerscheinungen führen können. Nutzen Sie pH-Messgeräte, um Boden- und Wasserqualität zu prüfen. Der pH-Wert des Wassers und Bodens variiert. Es sollte entsprechend geplant werden, um optimale Wachstumsbedingungen zu gewährleisten.
Erntezeitpunkt: Der goldene Moment
Der ideale Zeitpunkt für die Cannabis-Ernte ist eng mit der gewünschten Cannabinoid-Zusammensetzung verbunden, insbesondere mit dem THC-Gehalt. Der Höhepunkt der THC-Konzentration tritt in den letzten Wochen der Blütephase auf. Es ist entscheidend, den Zeitpunkt zu erkennen, an dem die Pflanze die Produktion von neuem THC einstellt und der natürliche Zerfallsprozess von THC beginnt. Ein entscheidender Indikator für diesen Zeitpunkt ist die Reife der Trichome.
Die Trichomenköpfe durchlaufen verschiedene Stadien, die mit dem Reifegrad der Cannabispflanze in Verbindung stehen. Hier sind die drei Hauptstadien der Trichomenköpfe:
Klar (clear):
In einem frühen Stadium sind die Trichome klar und durchsichtig. Dieses Stadium geht mit einer niedrigen Konzentration von Verbindungen wie Cannabinoiden und Terpenen einher.
Milchig (milky):
In diesem Stadium sind die Trichomen milchig und opak. Dies ist oft der Anfang der Ernteperiode. Zu diesem Zeitpunkt enthält Cannabis einen höheren Gehalt an Cannabinoiden und Terpenen.
Bernsteinfarben (amber):
Nehmen die Trichomenköpfe zu etwa 70% eine bernsteinfarbenen Ton an, enthalten die Trichome die größte Menge an Cannabinoiden und anderen chemischen Verbindungen.
Die Entscheidung für den Erntezeitpunkt hängt vom gewünschten Effekt und der spezifischen Sorte ab. Wer etwa eine ausgewogene Wirkung bevorzugt, erntet zu einem Zeitpunkt mit einem Mix an bernsteinfarbenen und milchigen Trichomen. In allen Fällen hilft die sorgfältige Beobachtung der Trichome mittels einer Lupe oder einem Mikroskop.
Trocknung und Aushärtung
Das Trocknen und Aushärten von Cannabisblüten sind entscheidende Schritte, um die Qualität und Haltbarkeit des Endprodukts zu verbessern. Beides hilft, Feuchtigkeit zu reduzieren und das Terpenprofil der Blüten besser zur Geltung zu bringen. Gleichzeitig minimiert es das Risiko von Schimmelbildung.
Der Trocknungsprozess erfolgt durch das Aufhängen der Blüten in einem Trockennetz oder das Aufhängen von ganzen Ästen in einem Trockenraum, was den Wassergehalt in kurzer Zeit um 10–15% reduziert. Dies entfernt zwar äußere Feuchtigkeit, aber um auch die im Inneren der Blüten vorhandene Feuchtigkeit zu eliminieren, ist das sogenannte Aushärten notwendig. Dies entspricht einer weiteren und längeren und langsamen Trockenperiode, um der Blüte Zeit zu geben, die Feuchtigkeit im Inneren homogen zu verteilen und schließlich zu einer gleichmäßig verteilten Restfeuchte von 62% zu gelangen.
Des Weiteren enthalten die Blüten nach der Ernte viel Zucker und Stärke, die beim Konsum einen sehr harten und kratzigen Rauch erzeugen. Im Prozess der Aushärtung werden sowohl Zucker als auch Stärke von Enzymen und Bakterien abgebaut, wodurch ein sehr viel angenehmeres Geschmacksprofil erzeugt wird. In einem licht- und luftdichten Gefäß kann Cannabis bei der richtigen Luftfeuchte und Temperatur, wie auch Wein, über die Zeit reifen und besser werden. Werden die Blüten hingegen zu trocken, verlieren sich sowohl die Terpene als auch die Cannabinoide.
Ein Kompaktleitfaden für drei Pflanzen:
Maniküre der Blüten
Die Schlüsselfaktor für eine effektive Trocknung und Aushärtung liegt in der gezielten Entfernung der kleinen blütennahen Blätter, welche nicht nur den Trocknungsprozess behindern und den Verzehr beeinträchtigen, sondern auch einen geringen Cannabinoidgehalt aufweisen
Idealer Raum für das Aushärten
Ein idealer Raum sollte nicht nur dunkel und trocken, sondern auch kühl und gut belüftet sein, mit einer Temperatur zwischen 18ºC und 24ºC sowie einer Luftfeuchtigkeit von über 50 %. Bei der Belüftung ist Vorsicht vor starken Windstößen geboten
Methoden der Lagerung
Die beiden gängigsten Techniken sind das Aufhängen ganzer Stängel oder die Verwendung von Trocknungsnetzen.
Geduld
Idealerweise trocknen die Blüten zwei bis drei Wochen. Ein zuverlässiger Test ist das Brechen eines Stengels. Lässt sich dieser leicht mit den Fingern brechen und biegt sich nicht übermäßig, ist der Trocknungsprozess abgeschlossen.